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Historie

Ein kleiner Einblick in die Historie unserer Kirchen­gemeinde von Beate Ising

Unsere Gemeinde

Unsere Kirchengemeinde ist zum 1. Januar 2013 aus den benachbarten Kirchengemeinden Odenspiel und Heidberg fusioniert. Seitdem heißt sie „Im Oberen Wiehltal“ und ist eine von 23 Gemeinden im Kirchenkreis an der Agger. Im oberen Wiehltal strömt aus vielen Bächen das  Flüsschen Wiehl zusammen, speist die Wiehltalsperre und fließt über die Agger und Sieg in den Rhein. Unsere Kirchengemeinde besteht aus kleinen und größeren Dörfern. Siedlungschwerpunkt ist Wildbergerhütte. Unsere Kommunalgemeinde ist die Gemeinde Reichshof im Oberbergischen Kreis ca. 60 Kilometer östlich von Köln auf der „schäl Sick“.

Die „Altgemeinden“ Odenspiel und Heidberg haben unterschiedliche – aber auch gemeinsame – Hintergründe und Vergangenheiten.

Odenspiel wurde erstmals 1494 erwähnt. Der Gründungsbau der Kirche aus einer romanischen Kapelle stammt  von 1200.
Bis heute in besonderer Erinnerung geblieben ist Pfarrer Dr. Fritz Wieter (*1907, seit 1943 vermisst), der 1935 in Odenspiel seine erste Pfarrstelle antrat. Er war in der Zeit des Nationalsozialismus im Dritten Reich ein entschiedener Anhänger der Bekennenden Kirche und verweigerte die Zusammenarbeit mit dem staatlichen Konsistorium. In der Nacht vom 6. auf den 7. November 1937 überfiel ein Nazi-Trupp das Pfarrhaus in Odenspiel. Es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen als Gemeindeglieder Pfr. Wieter zu Hilfe kommen wollten. Wenige Tage später wurde Wieter aus dem Regierungsbezirk Köln ausgewiesen. 1940 zum Kriegsdienst einberufen, bleibt er seit 1943 in Italien vermisst.

Heidberg wurde 400 Jahre später ab 1894 als selbständige Gemeinde geführt. Sie war 1889 auf Drängen einiger Bewohner aus Teilen der bestehenden evangelischen Kirchengemeinden Eckenhagen und Odenspiel zunächst als Pfarrvikariat entstanden. 1892 wurde die Kirche eingeweiht. Aus dieser Zeit hat der Name Christlieb Bedeutung. Theodor Christlieb (1833-1889) war Theologie-Professor und Universitätsprediger in Bonn sowie Mitbegründer der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Sein Sohn Alfred Christlieb wirkte von 1896 bis zum Tod 1934 als sogenannter „Heidpfarrer“ in Heidberg. In den Kreisen der Evangelischen Allianz war dieser ein überregional bekannter Prediger und Seelsorger, dessen Schriften über seinen Tod nachwirkten.

Nach Alfred Christlieb und Fritz Wieter wurden zwei Straßen in der Gemeinde benannt.

Bereits in der Vergangenheit lag ein Schwerpunkt der Gemeindearbeit in der kirchenmusikalischen Arbeit. Pfarrer Richard Löwe (1928-1934) hatte neben Theologie auch Musik studiert und beförderte diese engagiert und tatkräftig in die Gemeinde Odenspiel. Die beiden zeitgleich tätigen Nachfolger Pfarrer Wilhelm Theisen (Odenspiel 1960-1987) und Wolf Martin Dietrich (Heidberg 1963-1981) mit ihren Familien verschafften der Kirchenmusik weiterhin Bedeutung, für die das Obere Wiehltal bis heute steht.

Mit der Fusion 2013 ist der gemeinsame Gemeindebrief „Dreiklang“ entstanden. Darin hieß es damals zur Symbolik der Drei über die drei Kirch- bzw. Kapellentürme (Heidberg, Odenspiel, Wildberg) hinaus:

… Auch redensartlich hat die Drei einen tieferen Hintergrund: „Bis drei zählen“. Drei Impulse, die in gleichen Zeitabständen erfolgen, machen den dritten Impuls vorhersehbar. Somit sind drei Schläge die kürzeste Möglichkeit, einen Startmoment oder dergleichen anzusagen. Daher genügt es, bis drei zu zählen, wenn mehrere Personen etwas im selben Moment tun sollen. Auch viele Abzählreime zählen bis drei. Weitere Redensarten: „Aller guten Dinge sind drei“; „ewig und drei Tage“; „drei Kreuze schlagen/machen“.

Im Nachhinein empfand ich das alles als sehr tiefgründig und interessant, aber auch anspruchsvoll.

Wir können sicher nicht einfach bis drei zählen und sind eine Gemeinde. Wir werden auch nicht in allem denselben Startmoment haben. In der Musik bezeichnet man einen dreistimmigen Akkord – einen harmonischen Zusammenklang unterschiedlicher Töne – als Dreiklang. Auch das ist anspruchsvoll. Aber das wünsche ich uns auf dem Weg unserer Fusion: Dass wir trotz vieler unterschiedlicher Töne immer mehr harmonisch zusammen klingen, dass wir zusammen schmelzen und dass es nicht ewig und drei Tage dauert bis unsere Gemeinde aus einem Guss ist. Denn das bedeutet Fusion im ursprünglichen Sinn (aus lateinisch fusio „Schmelzen“, „Guss“).

Einige Jahre später hieß es:

Und Klingen wir harmonisch im Dreiklang? Sind wir zusammengeschmolzen und aus einem Guss? Sind wir wie die Bäche zur Wiehl im Oberen Wiehltal zusammengeflossen?

In aller Vergangenheitsbewältigung, in Krisen, Abbrüchen und Veränderungen, aber auch in Aufbrüchen und Neuanfängen haben wir auf diesem Weg gut zusammen gefunden.

Zehn Jahre später denken wir weiter: Personell und finanziell gezwungenermaßen sind wir mit unseren Nachbargemeinden Denklingen und Holpe-Morsbach zu Dritt in einem Kooperationsraum unterwegs. Das war vor fast 500 Jahren schon einmal so. Trotz oder gerade deshalb schöpfen wir aus der nächsten Veränderung und dem Wandel Hoffnung.

Denn mit Paulus (Philipper 1 Vers 6) sind wir darin guter Zuversicht, dass der, der in uns und den uns Vorangegangenen das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis an den Tag Christi Jesu!

Beate Ising am Reformationsfest 2023